Gott Lob, ein Schritt zur Ewigkeit

1) Gott Lob, ein Schritt zur Ewigkeit
ist abermals vollendet;
zu dir im Fortgang dieser Zeit
mein Herz sich sehnlich wendet,
o Quell, daraus mein Leben fließt
und alle Gnade sich ergießt
in meine Seel zum Leben.

2) Ich zähle Stunden, Tag und Jahr,
und wird mir allzu lange,
bis es erscheine, dass ich gar,
o Leben, dich umfange,
damit, was sterblich ist an mir,
verschlungen werde ganz in dir
und ich unsterblich werde.

3) Vom Feuer deiner Liebe glüht
mein Herz, das du entzündet;
du bist's, mit dem sich mein Gemüt
aus aller Kraft verbindet.
Ich leb in dir und du in mir;
doch möcht ich, o mein Heil, zu dir
noch immer näher dringen.

4) O dass du selber kämest bald!
Ich zähl die Augenblicke.
Ach komm, eh mir das Herz erkalt
und sich zum Sterben schicke;
komm doch in deiner Herrlichkeit!
Schau, deine Braut hat sich bereit,
die Lenden sind umgürtet.

5) Und weil des Heilgen Geistes Öl
du in mich ausgegossen
und deine Liebe meiner Seel
so reichlich zugeflossen,
so leuchtet mir des Lebens Licht
und meine Lamp ist zugericht,
dich fröhlich zu empfangen.

6) Doch sei dir ganz anheimgestellt
die rechte Zeit und Stunde,
wiewohl ich weiß, dass dir's gefällt,
wenn ich mit Herz und Munde
dich kommen heiße und darauf
von nun an richte meinen Lauf,
dass ich dir komm entgegen.

7) Ich bin vergnügt, dass mich nichts kann
von deiner Liebe trennen
und dass ich frei vor jedermann
dich darf den Bräutgam nennen
und du dort, teurer Lebensfürst,
dich ganz mit mir vereinen wirst
und mir dein Erbe schenken.

8) Drum preis ich dich aus Dankbarkeit,
dass sich das Jahr (der Tag) geendet
und also auch von dieser Zeit
ein Schritt nochmals vollendet,
und schreite hurtig weiter fort,
bis ich gelange an die Pfort
Jerusalems dort oben.

9) Wenn auch die Hände lässig sind
und meine Kniee wanken,
so biet mir deine Hand geschwind
in meines Glaubens Schranken,
damit durch deine Kraft mein Herz
sich stärke und ich himmelwärts
ohn Unterlass aufsteige.

10) Geh, Seele, frisch im Glauben dran
und sei nur unerschrocken!
Lass dich nicht von der rechten Bahn
die Lust der Welt ablocken.
So dir der Lauf zu langsam deucht,
so eile, wie ein Adler fleugt,
mit Flügeln süßer Liebe.

11) O Jesu, meine Seele ist
zu dir schon aufgeflogen;
du hast, weil du voll Liebe bist,
mich ganz zu dir gezogen.
Fahr hin, was heißet Stund und Zeit:
ich bin schon in der Ewigkeit,
weil ich in Jesu lebe.

Text: August Hermann Francke
Melodie: Martin Luther 1529
Themen: Jahresende
EG Württemberg von 1953. Melodie: 15. Jh. Es ist gewißlich an der Zeit.
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