Christus, der uns selig macht

1) Christus, der uns selig macht,
kein Bös’ hat begangen,
ward für uns zur Mitternacht
wie ein Dieb gefangen,
eilend zum Verhör gebracht
und fälschlich verklaget,
verhöhnt, verspeit und verlacht,
wie denn die Schrift saget.

2) In der ersten Stund am Tag,
da er sollte leiden,
bracht man ihn mit harter Klag
Pilatus dem Heiden,
der ihn unschuldig befand,
ohn Ursach des Todes,
ihn derhalben von sich sandt
zum König Herodes.

3) Um Drei hat der Gottessohn
Geißeln fühlen müssen;
sein Haupt ward mit einer Kron
von Dornen zerrissen;
gekleidet zu Hohn und Spott
ward er sehr geschlagen,
und das Kreuz zu seinem Tod
musst er selber tragen.

4) Um Sechs ward er nackt und bloß
an das Kreuz geschlagen,
an dem er sein Blut vergoss,
betet mit Wehklagen;
die Zuschauer spott’ten sein,
auch die bei ihm hingen,
bis die Sonne ihren Schein
entzog solchen Dingen.

5) Jesus schrie zur neunten Stund,
großer Qual verfallen,
ihm ward dargereicht zum Mund
Essigtrank mit Gallen;
da gab er auf seinen Geist,
und die Erd erzittert,
des Tempels Vorhang zerreißt,
und manch Fels zersplittert.

6) Da man hatt’ zur Vesperzeit
die Schächer zerbrochen,
ward Jesus in seine Seit
mit dem Speer gestochen;
daraus Blut und Wasser rann,
die Schrift zu erfüllen,
wie Johannes zeiget an,
nur um unsertwillen.

7) Da der Tag sein Ende nahm,
der Abend war kommen,
ward Jesus vom Kreuzesstamm
durch Joseph genommen,
herrlich, nach der Väter Art,
in ein Grab geleget,
allda mit Hütern verwahrt,
wie Matthäus zeiget.

8) O hilf, Christe, Gottes Sohn,
durch dein bitter Leiden,
dass wir dir stets untertan
Sünd und Unrecht meiden,
deinen Tod und sein Ursach
fruchtbar nun bedenken,
dafür, wiewohl arm und schwach,
dir Dankopfer schenken.


EKG Norddeutschland 56
 Noten, Akkorde

Ev. Gesangbuch 77
 Noten
Text: Michael Weiße 1531
Melodie: Leipzig 1500 / Böhmische Brüder 1501/1531
Themen: Karfreitag , Passion
Bibelstellen: Johannes 19, 31-37: Die Juden aber, dieweil es der Rüsttag war, daß nicht die Leichname am Kreuze blieben den Sabbat über (denn desselben Sabbats Tag war groß), baten sie Pilatus, daß ihre Beine gebrochen und sie abgenommen würden. Da kamen die Kriegsknechte und brachen dem ersten die Beine und dem andern, der mit ihm gekreuzigt war. Als sie aber zu Jesus kamen und sahen, daß er schon gestorben war, brachen sie ihm die Beine nicht; sondern der Kriegsknechte einer öffnete seine Seite mit einem Speer, und alsbald ging Blut und Wasser heraus. Und der das gesehen hat, der hat es bezeugt, und sein Zeugnis ist wahr; und dieser weiß, daß er die Wahrheit sagt, auf daß auch ihr glaubet. Denn solches ist geschehen, daß die Schrift erfüllet würde: "Ihr sollt ihm kein Bein zerbrechen." Und abermals spricht eine andere Schrift: "Sie werden sehen, in welchen sie gestochen haben."
Nach: "Patris sapientia" 13. Jh.
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